Frogurt mit 41 % THC – einfaches Marketing-Märchen oder Meilenstein?

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In Michigan sorgt eine neue Cannabissorte für Aufsehen: Frogurt, angeblich mit über 41 % THC. Damit könnte die Blüte aus dem Hause Endo zu den potentesten Sorten gehören, die je offiziell gemessen wurden – zumindest auf dem Papier. Doch wie glaubwürdig sind diese Zahlen wirklich? Und was steckt hinter dem immer extremeren Potenz-Hype?

Frogurt: Das neue THC-Wunder?
Laut Angaben des Züchters Jason Herron, Director of Cultivation bei Endo in Adrian (Michigan), wurde Frogurt gleich dreimal getestet – mit Ergebnissen über 40 %, eines davon sogar nahe an der 42-Prozent-Marke. „Ich habe es selbst kaum glauben können“, sagt Herron, der seit 2010 Cannabis anbaut. Gleichzeitig betont er: „Ich weiß, was ich im Garten tue. Ich bescheiße nicht.“
Die Tests wurden im Labor North Coast Testing Laboratories durchgeführt, das laut staatlicher Regulierungsbehörde (CRA) bisher nicht negativ aufgefallen ist. Trotzdem hagelt es Kritik und Zweifel – vor allem aus der Branche selbst.
Die Skepsis wächst – und das zu Recht
David Egerton, Labormanager bei Infinite Chemical Analysis Lab in Jackson, gehört zu den lautesten Stimmen der Zweifler. Für ihn sind Werte über 35 % schlicht „außerhalb des natürlichen Spektrums“. Er vergleicht die Angabe mit der Aussage, eine Orange bestehe zu 50 % aus Vitamin C: „Unmöglich.“
Egerton und andere Fachleute verweisen auf ein altbekanntes Problem: Labor-Shopping. Grower wechseln zu jenen Labors, die die höchsten THC-Werte liefern – unabhängig von deren Genauigkeit. Dadurch entsteht ein Marktanreiz zur Manipulation von Testergebnissen.
Wie lässt sich THC künstlich aufpumpen?
Laut Egerton gibt es viele Möglichkeiten, THC-Werte künstlich zu erhöhen:
- Kief hinzufügen (hochkonzentriertes Harz)
- Nur besonders potente Blütenteile zur Probe schicken
- Laborgeräte falsch kalibrieren
- “Zufällig” besonders starke Phänotypen testen
Die Praxis ist längst kein Einzelfall mehr. Eine 2023 veröffentlichte Studie aus Colorado ergab, dass bei 70 % der getesteten Produkte die angegebene THC-Menge um mehr als 15 % überhöht war.
Warum wird THC übertrieben dargestellt?
Die Antwort ist einfach: Geld.
Cannabiskonsument:innen – vor allem in Nordamerika – orientieren sich stark an der THC-Zahl. Je höher, desto besser. Dass dies fachlich gesehen Unsinn ist, interessiert kaum jemanden. Während Terpenprofil, Cannabinoidvielfalt und Wirkungskomplexität oft unbeachtet bleiben, entscheidet die Zahl auf dem Etikett über den Verkauf.
Und in Zeiten sinkender Preise und Überproduktion suchen viele Unternehmen jeden Vorteil, um ihre Produkte besser verkaufen zu können.
Regulierung? Fehlanzeige.
Die Cannabis-Regulierungsbehörde Michigans (CRA) gibt an, regelmäßig Potenzdaten zu überprüfen – kommentiert laufende Untersuchungen aber nicht. Faktisch fehlt ein unabhängiger Kontrollmechanismus, der Marktmanipulation verhindert. Die Toleranzregel in Michigan erlaubt sogar bis zu 10 % Abweichung bei Retests – ein Schlupfloch, das viele nutzen.
Der Vergleich mit früher zeigt: THC ist durch die Decke gegangen
Die Drug Enforcement Administration (DEA) in den USA dokumentierte 1995 einen durchschnittlichen THC-Gehalt von 3,7 % in beschlagnahmtem Cannabis. 2022 lag dieser Wert bei fast 16 % – eine Vervierfachung in knapp 30 Jahren.
Doch ist wirklich mehr immer besser?
THC ist nicht alles – und oft nicht das Entscheidende
„Ungebildete Konsumenten beurteilen die Qualität fast ausschließlich nach dem THC-Gehalt“, sagt auch Jason Herron. Doch er weiß: Das ist nicht das ganze Bild.
Was ein gutes High wirklich ausmacht, ist ein komplexes Zusammenspiel von Cannabinoiden, Terpenen und individuellen Faktoren. Die Wirkung einer 18-%-Sorte kann subjektiv deutlich intensiver ausfallen als die einer mit 30 % – je nach Genetik, Trocknung, Lagerung und persönlicher Toleranz.
Und: Hochpotente Sorten wie Frogurt sind meist extrem empfindlich im Anbau und bringen geringe Erträge. Selbst wenn der Wert stimmt, ist der Anbau wirtschaftlich nicht attraktiv. Die 6,5 Pfund der ersten Frogurt-Charge waren schnell verkauft – überwiegend direkt im hauseigenen Shop.
Fazit zu Frogurt: Zwischen Hype und Wahrheit
Der Fall Frogurt ist exemplarisch für ein System, das sich mehr auf Zahlen als auf Qualität verlässt. Es zeigt die Schwächen eines kommerzialisierten Marktes, in dem Labore unter Druck stehen, Züchter auf Verkaufszahlen schielen und Konsument:innen getäuscht werden.
Worauf es wirklich ankommt, geht dabei oft verloren:
- Wie riecht die Blüte?
- Wie fühlt sich der Effekt an?
- Welche Terpene sind enthalten?
- Ist das High ausgewogen oder überfordernd?
Am Ende bleibt die Frage: Braucht es wirklich 41 % THC – oder reicht vielleicht auch einfach gutes Weed?
Mehr zu Themen wie Potenzlügen, Sortenprofilen und Marktmanipulation im Cannabisbusiness findest du regelmäßig hier bei CIA TV – Cannabis in Action.
Hast du selbst Erfahrungen mit hochpotenten Sorten oder Laborzahlen, die zu schön waren, um wahr zu sein? Folge uns auf YouTube oder schreib uns auf Instagram unter @cia.tv.420 oder diskutiere mit uns auf Facebook!

Disclaimer – verantwortungsvoller Umgang mit THC
Hinweis: Cannabisprodukte mit sehr hohem THC-Gehalt können zu starken psychoaktiven Effekten führen. Besonders bei unerfahrenen Konsument:innen steigt das Risiko für Überforderung, Angstzustände oder Kreislaufprobleme.
Qualität lässt sich nicht allein am THC-Wert messen. Entscheidend sind Terpenprofil, Cannabinoidverhältnis und persönliche Verträglichkeit.
Konsumiere achtsam – und höre auf deinen Körper. Weniger ist oft mehr.