Der pH-Wert ist ein grundlegender, aber oft missverstandener Faktor im Cannabisanbau. Nicht alle Gärtner oder Hobbyanbauer sind sich darüber im Klaren, wie wichtig der richtige pH-Wert ist und warum er in verschiedenen Wachstumsphasen unterschiedlich sein sollte. Ein Verständnis der pH-Werte kann den Unterschied zwischen einer durchschnittlichen Ernte und einem vollen Erfolg ausmachen. In diesem Artikel erklären wir, warum der pH Wert in der vegetativen Phase anders eingestellt werden sollte als in der Blüte und welche Auswirkungen dies auf die Nährstoffaufnahme und das allgemeine Pflanzenwachstum hat.
1. Was ist der pH-Wert und warum ist er wichtig?
Der pH-Wert misst den Säure- oder Basengehalt einer Lösung auf einer Skala von 0 bis 14, wobei ein pH-Wert von 7 als neutral gilt. Werte unter 7 sind sauer, während Werte darüber basisch sind. Im Cannabisanbau bezieht sich der pH-Wert auf die Lösung, die man den Pflanzen gibt, sei es Nährstofflösung oder Gießwasser. Der pH-Wert ist entscheidend, da er die Verfügbarkeit von Nährstoffen beeinflusst. Cannabis ist besonders empfindlich, was die pH-Werte angeht, da falsche Werte die Nährstoffaufnahme behindern können.
Der richtige pH-Wert für Cannabispflanzen sorgt dafür, dass alle Nährstoffe, die die Pflanze benötigt, im Substrat gelöst und somit verfügbar sind. Ein falscher pH-Wert kann dazu führen, dass essentielle Nährstoffe im Substrat blockiert werden und die Pflanze Mangelsymptome zeigt, obwohl ausreichend Nährstoffe vorhanden sind. Diesen Zustand nennt man auch “Nährstoffsperre” (Nutrient Lockout). Ein Beispiel dafür ist, wenn der pH Wert im Substrat zu hoch ist und Eisen nicht mehr aufgenommen werden kann, was zu einer Gelbfärbung der jüngeren Blätter führt. Die richtige Einstellung des pH-Werts sorgt dafür, dass solche Probleme vermieden werden und die Pflanze gesund bleibt.
2. Unterschiede im Nährstoffbedarf zwischen der vegetativen Phase und der Blütephase
Cannabispflanzen durchlaufen zwei Hauptphasen: die vegetative Phase und die Blütephase. Jede dieser Phasen hat spezifische Nährstoffanforderungen, die für das Wachstum und die Gesundheit der Pflanze entscheidend sind.
In der vegetativen Phase liegt der Fokus auf Wurzelwachstum, Blattausbildung und der allgemeinen Entwicklung der Pflanze. In dieser Zeit benötigt die Pflanze vor allem Stickstoff (N), da dieser für das Blattwachstum essentiell ist. Stickstoff ist der Hauptbestandteil von Chlorophyll, welches für die Photosynthese benötigt wird. Ohne ausreichenden Stickstoff wird die Pflanze gelb und schwach, da sie nicht genug Energie für ihr Wachstum produzieren kann.
In der Blütephase hingegen verlagert sich der Fokus hin zur Bildung von Blüten (Buds). In dieser Phase sind Phosphor (P) und Kalium (K) besonders wichtig, da diese Elemente die Blütenbildung und die Ausbildung von Harzdrüsen fördern. Phosphor ist wichtig für die Energieübertragung innerhalb der Pflanze und spielt eine Schlüsselrolle bei der Zellteilung und der Bildung neuer Gewebe. Kalium hingegen hilft bei der Regulierung des Wasserhaushalts und stärkt das Immunsystem der Pflanze, was besonders in der Blütephase von Bedeutung ist, um die Bildung von dichten, harzreichen Blüten zu fördern.
Diese unterschiedlichen Nährstoffbedürfnisse der Pflanze führen dazu, dass auch der optimale pH-Wert je nach Phase variiert, um eine optimale Nährstoffaufnahme zu gewährleisten. Wenn der pH-Wert nicht korrekt angepasst wird, kann die Pflanze nicht die benötigten Nährstoffe aufnehmen, was zu einem verlangsamten Wachstum und einer schlechteren Blütenqualität führt.
3. Der optimale pH-Wert in der vegetativen Phase
In der vegetativen Phase liegt der optimale pH-Wert für den Anbau von Cannabis normalerweise zwischen 5,8 und 6,2 bei hydroponischen Systemen und zwischen 6,0 und 6,5 bei Erde. In diesem pH Bereich sind die wichtigen Makronährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium am besten verfügbar. Stickstoff ist besonders wichtig für die vegetative Phase, da er das Wachstum von Blättern und Stängeln fördert.
Stickstoff ist für die Synthese von Aminosäuren und Proteinen notwendig, die für den Aufbau von neuen Pflanzengeweben verantwortlich sind. Ein optimaler pH-Wert stellt sicher, dass die Pflanze ausreichend Stickstoff aufnehmen kann. Darüber hinaus sind auch andere Nährstoffe wie Kalzium, Magnesium und Schwefel wichtig, um die Pflanze in dieser Phase zu stärken und das Zellwachstum zu fördern.
Wenn der pH Wert zu niedrig ist (sauer), können einige Nährstoffe wie Kalzium und Magnesium schwerer aufgenommen werden. Diese Nährstoffe sind jedoch für ein starkes Wurzel- und Stängelwachstum essentiell. Kalzium spielt eine wichtige Rolle bei der Zellwandbildung, während Magnesium ein zentraler Bestandteil des Chlorophyllmoleküls ist und somit direkt die Photosynthese beeinflusst. Ein Mangel an diesen Nährstoffen führt zu schwachen Zellstrukturen und einem verlangsamten Wachstum.
Ist der pH Wert zu hoch, könnten wiederum andere Nährstoffe wie Eisen oder Phosphor blockiert werden, was zu Chlorose (Gelbfärbung der Blätter) führen kann. Eine solche Chlorose kann die Photosynthese beeinträchtigen und das Wachstum der Pflanze drastisch verlangsamen. Daher ist es entscheidend, den pH Wert in der vegetativen Phase regelmäßig zu überwachen und anzupassen.
4. Der optimale pH-Wert in der Blütephase
In der Blütephase ändert sich der Nährstoffbedarf der Pflanze, und damit auch der optimale pH-Bereich. Hier sollte der pH-Wert etwas niedriger eingestellt werden, etwa zwischen 5,5 und 6,0 bei hydroponischen Systemen und zwischen 6,0 und 6,3 bei Erde. Der leicht niedrigere pH-Wert in der Blütephase stellt sicher, dass Phosphor und Kalium optimal verfügbar sind, da diese Nährstoffe entscheidend für die Blütenbildung und die Ausbildung von Harzdrüsen sind.
Phosphor ist in der Blütephase besonders wichtig, da er die Energieübertragung innerhalb der Pflanze unterstützt und die Entwicklung von Blüten fördert. Ein pH-Wert im optimalen Bereich sorgt dafür, dass Phosphor in ausreichender Menge verfügbar ist. Kalium ist ebenfalls entscheidend, da es die Pflanze bei der Produktion von Stärke und Zucker unterstützt, was für die Entwicklung großer und harziger Blüten notwendig ist.
Ein höherer pH-Wert in der Blütephase könnte dazu führen, dass wichtige Mikronährstoffe wie Zink und Eisen nicht mehr verfügbar sind. Diese Spurenelemente sind jedoch ebenfalls wichtig, um eine gesunde Blütenentwicklung zu unterstützen und die Pflanze vor Krankheiten zu schützen. Zink ist für die Bildung von Wachstumshormonen notwendig, die für die Blütenbildung unerlässlich sind, während Eisen für die Bildung von Chlorophyll und somit für die Photosynthese wichtig ist. Eine optimale Versorgung mit diesen Mikronährstoffen ist entscheidend, um eine qualitativ hochwertige Ernte zu erzielen.
5. Die Auswirkungen eines falschen pH-Werts
Ein falscher pH-Wert kann ernsthafte Auswirkungen auf die Pflanzengesundheit haben. Wenn der pH-Wert nicht im optimalen Bereich liegt, können Nährstoffe nicht richtig aufgenommen werden, selbst wenn sie in ausreichender Menge vorhanden sind. Dies führt zu Mangelerscheinungen, die sich beispielsweise durch gelbe Blätter, verkümmertes Wachstum oder verbrannte Blattspitzen äußern können.
Ein Beispiel für die Auswirkungen eines falschen pH-Werts ist die sogenannte Nährstoffsperre (Nutrient Lockout). Hierbei werden Nährstoffe im Substrat blockiert und können nicht von den Wurzeln aufgenommen werden. Dies geschieht oft, wenn der pH-Wert zu stark von den optimalen Bereichen abweicht. Die Pflanze zeigt dann Mangelsymptome, obwohl die Nährstoffe im Boden vorhanden sind. Ein typisches Symptom ist die Gelbfärbung der Blätter, die auf einen Eisenmangel hindeutet, der durch einen zu hohen pH-Wert verursacht werden kann.
Ein weiteres Problem ist, dass ein dauerhaft falscher pH-Wert das Bodenleben negativ beeinflussen kann. In Erde angebautes Cannabis ist auf ein gesundes Bodenmikrobiom angewiesen, das durch einen falschen pH-Wert geschädigt werden kann. Mikroorganismen im Boden spielen eine wichtige Rolle bei der Zersetzung von organischem Material und der Freisetzung von Nährstoffen. Wenn der pH-Wert nicht im optimalen Bereich liegt, können diese Mikroorganismen absterben oder in ihrer Aktivität eingeschränkt werden, was die Nährstoffverfügbarkeit weiter reduziert.
6. pH-Management: Wie man den pH-Wert anpasst und kontrolliert
Um den pH-Wert in einem optimalen Bereich zu halten, gibt es spezielle Produkte, sogenannte pH-Up und pH-Down, die zur Regulierung des pH-Wertes in der Nährstofflösung verwendet werden. Diese Produkte sind in flüssiger oder pulverisierter Form erhältlich und helfen dabei, den pH-Wert gezielt zu erhöhen oder zu senken.
Regelmäßige Messung: Der pH-Wert sollte regelmäßig überprüft werden, idealerweise jedes Mal, bevor die Pflanzen gegossen werden. Hierfür eignen sich digitale pH-Messgeräte, die eine präzise Messung ermöglichen. Diese Geräte sind einfach zu bedienen und liefern genaue Ergebnisse, vorausgesetzt, sie werden regelmäßig kalibriert. Die Kalibrierung ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Messungen korrekt sind, da unkalibrierte Geräte fehlerhafte pH-Werte anzeigen können.
Anpassung des pH-Werts: Bei Bedarf kann man den pH-Wert mit pH-Up- oder pH-Down-Produkten anpassen. Es ist wichtig, hier vorsichtig zu dosieren, da eine Überanpassung den pH-Wert schnell in den gegenteiligen Bereich schieben kann. Kleine Schritte sind der Schlüssel, um den pH-Wert allmählich zu optimieren. Nach der Anpassung sollte der pH-Wert erneut gemessen werden, um sicherzustellen, dass er im gewünschten Bereich liegt.
Puffersubstanzen: Einige Gärtner verwenden Kalkstein oder Dolomitkalk als Puffersubstanzen, um den pH-Wert in der Erde stabil zu halten. Diese Stoffe können helfen, den Boden pH-neutral zu halten und plötzliche pH-Schwankungen zu verhindern. Kalkstein und Dolomitkalk sind natürliche Quellen für Kalzium und Magnesium, die zudem wichtige Nährstoffe für die Pflanze liefern. Diese Puffersubstanzen sind besonders hilfreich, wenn der pH-Wert des Gießwassers stark schwankt oder das Substrat dazu neigt, sauer zu werden.
7. Substratabhängige Unterschiede beim pH-Wert
Der optimale pH-Wert hängt auch stark vom verwendeten Substrat ab. Wie bereits erwähnt, sind die optimalen pH-Werte bei Erde, Hydroponik und Kokos unterschiedlich. Jedes Substrat hat seine eigenen Eigenschaften, die die Nährstoffverfügbarkeit beeinflussen.
- Erde: Der pH-Wert sollte zwischen 6,0 und 6,5 liegen. Dies ist ideal, um ein ausgewogenes Verhältnis der Nährstoffe zu gewährleisten und gleichzeitig das Bodenleben zu fördern. Erde enthält natürliche Mikroorganismen und Mineralien, die bei einem pH-Wert in diesem Bereich am besten funktionieren. Ein zu niedriger pH-Wert kann dazu führen, dass bestimmte Nährstoffe wie Phosphor und Kalzium blockiert werden, während ein zu hoher pH-Wert die Verfügbarkeit von Mikronährstoffen wie Eisen und Zink verringern kann.
- Hydroponik: Da die Pflanzen in einem wasserbasierten System wachsen, ist der optimale pH-Bereich niedriger, nämlich zwischen 5,5 und 6,2. In hydroponischen Systemen hängt die Nährstoffverfügbarkeit stark vom pH-Wert der Nährstofflösung ab. Da keine Erde vorhanden ist, die als Puffer dient, kann der pH-Wert schneller schwanken. Ein optimaler pH-Wert ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Nährstoffe in der Lösung verfügbar sind und die Pflanze gesund bleibt.
- Kokos: Bei Kokossubstraten bewegt sich der pH-Wert ähnlich wie bei der Hydroponik zwischen 5,8 und 6,3. Kokos hat eine gute Pufferkapazität, aber auch hier ist eine regelmäßige Kontrolle des pH-Wertes wichtig. Kokos ist ein inertes Medium, das keine Nährstoffe enthält, daher müssen alle Nährstoffe über die Nährstofflösung zugeführt werden. Ein optimaler pH-Wert stellt sicher, dass die Pflanze alle benötigten Nährstoffe aufnehmen kann.
8. pH und EC – Ein Zusammenspiel, das man verstehen sollte
Neben dem pH-Wert spielt auch der elektrische Leitwert (EC) eine wichtige Rolle im Cannabisanbau. Der EC-Wert misst die Konzentration der gelösten Salze (Nährstoffe) in der Nährstofflösung und gibt an, wie viel Nährstoffe die Pflanze zur Verfügung hat. Ein zu hoher EC-Wert kann die Wurzeln schädigen, da die hohe Salzkonzentration Wasser aus den Wurzeln zieht (Osmose). Ein zu niedriger EC-Wert kann hingegen zu Unterernährung führen, da nicht genug Nährstoffe vorhanden sind.
Das richtige Zusammenspiel von pH und EC ist entscheidend, damit die Pflanze sowohl in der vegetativen als auch in der Blütephase optimale Bedingungen hat. Ein falscher pH-Wert kann dazu führen, dass der EC-Wert nicht mehr aussagekräftig ist, da die Pflanze die Nährstoffe nicht richtig aufnehmen kann. Beispielsweise kann ein hoher EC-Wert in Kombination mit einem falschen pH-Wert zu einer Nährstofftoxizität führen, bei der bestimmte Nährstoffe in zu hoher Konzentration aufgenommen werden, während andere blockiert bleiben. Daher sollten beide Werte stets im Blick behalten und regelmäßig angepasst werden.
9. Praktische Tipps zur Vermeidung von pH-Problemen
- Wasserqualität: Verwende möglichst gefiltertes oder abgestandenes Leitungswasser. Hartes Wasser mit hohem Kalkgehalt kann den pH-Wert negativ beeinflussen und zu Schwankungen führen. Gefiltertes Wasser hat oft einen stabileren pH-Wert, der leichter anzupassen ist. Zudem wird durch das Filtern Chlor entfernt, welches das Bodenleben schädigen kann.
- Nährstoffzugabe: Füge die Nährstoffe erst nach der pH-Anpassung hinzu, da manche Nährstoffe den pH-Wert ebenfalls beeinflussen können. Bestimmte Nährstoffe, wie zum Beispiel Phosphate, können den pH-Wert der Lösung verändern, weshalb es sinnvoll ist, den pH-Wert nach der Nährstoffzugabe erneut zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
- Organische Dünger: Bei organischem Anbau pufferst du den pH-Wert oft über das Bodenleben. Hier kann es sinnvoll sein, Mikroorganismen zuzusetzen, die dabei helfen, den pH-Wert zu stabilisieren. Diese Mikroorganismen tragen dazu bei, organisches Material abzubauen und Nährstoffe für die Pflanze verfügbar zu machen. Organische Dünger, wie zum Beispiel Komposttee, können das Bodenleben unterstützen und den pH-Wert im optimalen Bereich halten.
Fazit
Der pH-Wert spielt eine entscheidende Rolle im Cannabisanbau, und es ist wichtig, ihn in den verschiedenen Wachstumsphasen der Pflanze richtig anzupassen. In der vegetativen Phase sollte der pH-Wert so eingestellt werden, dass Stickstoff und andere Wachstumsnährstoffe optimal verfügbar sind, während in der Blütephase der Fokus auf Phosphor und Kalium liegt. Durch regelmäßige Kontrolle und Anpassung des pH-Wertes kann man sicherstellen, dass die Pflanze alle benötigten Nährstoffe aufnehmen kann, was letztlich zu einem gesunden Wachstum und einer reichlichen Ernte führt.
Vergiss nicht, dass pH nicht gleich pH ist. Unterschiedliche Phasen und Substrate erfordern unterschiedliche Ansätze. Wer sich die Zeit nimmt, den pH-Wert richtig zu verstehen und zu steuern, wird am Ende mit gesunden Pflanzen und einer erfolgreichen Ernte belohnt. Happy Growing!